Dr. Thomas Kuhn, Michael Schwarz, Staatsministerin Ulrike Scharf, Karlheinz Beer, Julia Maßmann.
Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz

Vertreter des im November 2016 neugewählten Präsidiums des Verbandes Freier Berufe in Bayern (VFB) kamen im Januar 2017 zu einem Antrittsbesuch im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit Staatsministerin Ulrike Scharf zusammen.

Michael Schwarz, neugewählter Präsident des VFB stellte zunächst die Bedeutung der Freien Berufe für die Gesellschaft heraus: „Dass Deutschland die Wirtschaftskrise so gut überstanden hat, ist insbesondere auch den Freien Berufen zu verdanken. Mit ihrem Wertesystem und ihren Strukturen sind sie ein Garant für Stabilität und Zukunftsfähigkeit.“ Aus diesem Grund lehnen die Freien Berufe auch die aktuellen Deregulierungsbestrebungen aus der europäischen Kommission ab. Schwarz machte deutlich, dass der VFB keineswegs ein europafeindlicher Verband sei. „Ich sehe aber die Gefahr, dass aus Unkenntnis und fehlendem Verständnis für freiberufliche Strukturen, bewährte Errungenschaften einem Deregulierungswahn geopfert werden“, so Schwarz.

Dr. Thomas Kuhn, Rechtsanwalt und Vizepräsident des VFB veranschaulichte diese Gefahr plakativ am Beispiel der Anwaltschaft in Großbritannien. Die Aufhebung der Gebührenordnungen für Rechtsanwälte und Steuerberater führten dort keineswegs wie zuvor propagiert zu einer Vergünstigung der Rechtsdienstleistungen für die Verbraucher. „Heute wartet der kleine Mann in England deutlich länger auf einen Termin beim Anwalt oder Steuerberater und zahlt am Ende deutlich mehr als früher“.

Für die Architekten betonte Karlheinz Beer, Vizepräsident des VFB, dass sich die Freien Berufe in Deutschland insbesondere durch ihre kleinen Organisationsstrukturen auszeichnen. So sind 90 % der Architekten in Bayern in kleinen Büros organisiert. Er appellierte deshalb an die Staatsministerin, die Warnungen aus den Freien Berufen ernst zu nehmen und sie auf Landes- und Bundesebene zu unterstützen. „Gerade dieses Rückgrat der Freien Berufe braucht den Flankenschutz aus der Politik, um in der Fläche bestehen und seine Dienstleistungen allen Bürgern gleichermaßen erbringen zu können.“ Denn sollte die Gebührenordnung der Architekten fallen, so werde sich das Berufsbild der Architekten maßgeblich wandeln, die kleinen Architekturbüros werden verschwinden.

Staatsministerin Scharf betonte die Schnittmengen, die es zwischen den Freien Berufen sowie dem Umwelt- und Verbraucherschutzministerium gibt: „Freie Berufe sind ein wesentlicher Pfeiler unserer Wirtschaft und Gesellschaft. So engagieren sich beispielsweise die bayerischen Architekten seit vielen Jahren in der Bayerischen Klima-Allianz. Der Landesverband der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe in Bayern beteiligt sich aktiv am Umweltpakt Bayern und hat gemeinsam mit der Staatsregierung das Handbuch ‚Nachhaltige Steuerkanzlei‘ entwickelt. Diese Beispiele zeigen, dass sich mit Freiwilligkeit und Kooperation häufig mehr erreichen lässt als mit starren Regularien. Das ist der Bayerische Weg, den wir auch in Zukunft gemeinsam gehen wollen.“