E-Rezept – Interview mit Franziska Scharpf, Vizepräsidentin der BLAK und des VFB

 

Eine repräsentative Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) ergab, dass der überwiegende Teil der ärztlichen Verordnungen elektronisch ausgestellt wird. Gleichzeitig weist die Umfrage auf Probleme bei der technischen Umsetzung hin.

Wir haben Franziska Scharpf, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer und Vizepräsidentin des Verbandes Freier Berufe in Bayern gefragt, wie gut es im Apothekenalltag mit dem E-Rezept klappt.

Wie läuft es Ihrer Meinung nach insgesamt mit dem E-Rezept?

Der Wechsel von Rezepten auf Papier zu digitalen Rezepten ist eine wichtige Veränderung für die Apotheken, aber wir meistern sie gut. Die Einführung des E-Rezepts funktioniert größtenteils problemlos, aber es gibt noch technische Herausforderungen, die uns als Dienstleister beeinträchtigen. Das wirkt sich auch auf die Akzeptanz sowohl bei den Fachkräften als auch bei den Patientinnen und Patienten aus.

Was sind die Vorteile des E-Rezepts?

Im Wesentlichen fallen mir die folgenden drei Punkte ein:

– Effizienzverbesserung: Die digitale Übermittlung von Rezepten ist zeitsparend und senkt grundsätzlich das Risiko von Übertragungsfehlern, vorausgesetzt die Technik funktioniert einwandfrei

– Nutzen für Patientinnen und Patienten: Sie haben es leichter mit ihren Rezepten – sie müssen nicht Angst haben, ein Papierrezept zu verlieren oder zu vergessen, und sparen sich z.B. bei Folgeverordnungen den Gang in die Arztpraxis.

– Umweltschonend: Der zunehmend geringere Papierverbrauch schützt die Umwelt.

 

Was sollten Patientinnen und Patienten bei der Einlösung ihres E-Rezepts beachten?

– Apothekenwahl: Patientinnen und Patienten sollten wissen, dass sie frei wählen können, bei welcher Apotheke sie ihr E-Rezept einlösen möchten.

– Krankenkassenkarte: Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten stets ihre Krankenkassenkarte bereithalten, da wir Apotheken beim Einlösen des E-Rezepts diese zur Verifizierung benötigen.

– App-Nutzung: Stellen Sie sicher, dass Sie die richtige App für das E-Rezept installiert haben und wissen, wie sie funktioniert. Sichere Lösungen bieten die Krankenkassen bzw. die gematik an. Vorsicht ist beim CardLink-Verfahren geboten, bei dem Drittanbieter Smartphone-Apps zur Übermittlung von E-Rezepten entwickeln und diese auf die sensiblen Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten zugreifen können.

– Datenschutz: Achten Sie darauf, persönliche Gesundheitsinformationen sicher zu behandeln und nur mit vertrauenswürdigen Apps und Plattformen zu teilen, weil man zumeist nicht weiß, wie die Daten verarbeitet werden

Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?

– Technische Herausforderungen: Die Stabilität und Benutzerfreundlichkeit der Systeme müssen weiter verbessert werden, um Ausfälle und Frustration zu vermeiden. Falsche Berufsbezeichnungen, fehlerhafte Freitextverordnungen und andere formale Fehler machen weiterhin zu schaffen und binden dadurch in den Apotheken und Arztpraxen Fachkräfte und Arbeitszeit.

– Schulung und Support: Sowohl Fachpersonal als auch Patientinnen und Patienten benötigen weiterhin Schulungen und technischen Support, um das System effektiv nutzen zu können.

– Beschleunigung der Bereitstellung: Es ist notwendig, die Geschwindigkeit, mit der E-Rezepte für Patientinnen und Patienten verfügbar gemacht werden, zu erhöhen. Derzeit müssen Patientinnen und Patienten teilweise bis zu fünfmal eine Apotheke aufsuchen, bis ihr E-Rezept bereitgestellt ist, was den Prozess mühsam und zeitaufwendig macht. Eine zeitnahe Bereitstellung würde die Patientenzufriedenheit erheblich steigern und den Arbeitsaufwand für Apothekenpersonal reduzieren.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten hinsichtlich des E-Rezepts?

Die Zusammenarbeit verbessert sich kontinuierlich, da alle Beteiligten sich an das System gewöhnen. Es ist wichtig, einen offenen Dialog und Feedback-Schleifen zwischen Apothekern und Ärzten zu etablieren, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und den Übergang zu erleichtern. Zudem ist gegenseitiges Verständnis essenziell, denn ohne Einblick in die jeweiligen Systeme oder die spezifischen Probleme der anderen Partei kann man die Situation oder Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, nicht vollständig verstehen.

Was raten Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit dem E-Rezept?

– Bleiben Sie informiert: Halten Sie sich über die neuesten Entwicklungen und Updates zum E-Rezept-System auf dem Laufenden.

– Patientenaufklärung: Helfen Sie den Patientinnen und Patienten, das E-Rezept-System zu verstehen und zu nutzen, und bieten Sie Unterstützung bei Fragen oder Problemen.

– Feedback geben: Nutzen Sie Möglichkeiten, Feedback zu geben, um die Systeme und Prozesse zu verbessern. Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen Fachkräften oder Softwareanbietern.

Bild:

Franziska Scharpf, 2. Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer, VFB-Vizepräsidentin

Copyright: BLAK/Thomas Kiehl