Debütantenförderung – kurzsichtige Fehlentscheidung des STMWK
Ein Kommentar von VFB-Vizepräsident und BBK-Vorstand Christian Schnurer
Künftig werden ausschließlich die Akademien München und Nürnberg Debütanten-Preise vergeben. Das ist ein katastrophales Zeichen für die Nachwuchsförderung in der Fläche Bayerns. Der BBK Bayern fordert ein neues System der Ausstellungsförderung für Berufsanfänger:innen in den Regionen.
In der Regierungserklärung der neuen Staatsregierung (Link zur Regierungserklärung) wird bekundet, dass in Bayern im Kulturbereich nicht gespart wird. Das ist eine vielversprechende Ankündigung, die vor allem bezogen auf Milliardeninvestitionen wie den Konzertsaal in München oder das Kongresszentrum in Nürnberg stimmt.
Damit findet eine weitere Konzentration des Kulturbudgets des StMWK (annähernd eine Milliarde pro Jahr) in den Metropolen München und Nürnberg statt.
Gleichzeitig hat das StMWK beschlossen, dass die Debütanten-Preise nur noch exklusiv von den Akademien München und Nürnberg vergeben werden, zum Schaden für das bewährte System der Nachwuchsförderung in den Regionen durch die Kunstvereine und die BBK Regionalverbände.
Künftig können nur noch Absolventen der Abschlussklassen der Akademien Nürnberg und München mit einer Katalogförderung von 3.000 Euro unterstützt werden. Alumni der Akademien, Künstler:innen mit nicht akademischen Ausbildungen an Fachschulen oder Hochschulen und Autodidakten gehen leer aus.
Für Ausstellungen mit ein bis drei Berufsanfänger:innen gibt es keine staatlichen Förderungen im Freistaat Bayern. Für die Kunstvereine bedeutet das, dass sie ihr Engagement aus eigener Tasche bezahlen müssten – in Zeiten von knappen Kassen eine nicht lösbare Aufgabe.
Die Nachwuchsprobleme in Städten wie Würzburg, Augsburg, Regensburg, Rosenheim, Dachau und Landshut werden durch das Aus der Debütantenausstellungen weiter verstärkt. Junge Nachwuchskünstler:innen mit Potenzial werden in die Metropolen getrieben oder geben den Standort Bayern ganz auf, in der Hoffnung auf das Glück in der Ferne.
Verstärkt wird das Problem durch den Rückzug der LfA Förderbank Bayern aus der Kulturförderung. Da der Etat der Katalogförderung des StMWK bisher schon nicht auskömmlich für die Produktion eines ersten Katalogs war, hat die LfA Förderbank Bayern diesen um zusätzlich 2.500 Euro erhöht. Auch die LfA plant ihre Förderung einzusparen, wie sie das bereits bei der Musikförderung gemacht hat. Die hundertprozentige Tochter des Freistaats sollte dem Kulturförderauftrag des Staates verpflichtet sein. Fadenscheinig ist die Begründung des Vorstands mit Verweis auf den Einsparzwang wegen Corona- und Ukrainekrise.
Bayern ist ein Kulturstaat. Während Corona haben wir gemerkt, wie sehr uns Kultur fehlt. Während andere bei der Kultur sparen und kürzen und die Kulturschaffenden deswegen große Sorge haben, nehmen wir die Kulturförderung ernst. Wir werden nicht kürzen, sondern die bisherigen Investitionen erhalten.
Der BBK Bayern schlägt eine Ausstellungsförderung für den Nachwuchs in der Fläche vor.
Die Konsequenz aus dieser Fehlentwicklung muss sein, dass künftig Ausstellungen in den Regionen mit Berufsanfänger:innen mit einer neuen Förderinitiative untermauert wird. Es liegt im Interesse des Freistaats, dass es eine breite Einstiegshilfe für die Nachwuchskräfte in den Regionen gibt, die die kulturelle Basis sind für ein hochrangiges Kulturprogramm und gleichwertige Lebensbedingungen in der Fläche. Dieser Nachwuchs entsteht nicht nur in den Metropolen und auch außerhalb der Akademien.
Hier leisten die Kunstvereine und BBK-Regionalverbände hervorragende Arbeit, die wertgeschätzt werden muss. Gleichzeitig führt dieses Engagement zu einer Verjüngung der Vereine und wirkt so in die Zukunft der kulturellen Infrastruktur. Dieses ehrenamtliche Engagement muss dringend unterstützt werden.
Auch die Akademien sind nun in der Pflicht, „ihre Debütent:innen“ nicht nur mit einem „Goldenen Handschlag“ auf die Straße zu setzen, sondern gemeinsam mit den Kunstvereinen und BBK Regionalverbänden in die lokale Kunstszene Bayerns einzuführen.
Wir schlagen deswegen eine neue Initiative vor, die einen professionellen Auftritt von Künstler:innen am Beginn ihrer Karriere in allen sieben Regierungsbezirken ermöglicht. Beispielgebend für diese Initiative ist eine Vergabe nach dem Modus des Programms „Verbindungslinien“.